MULTIBINDUNG - Die bleibt cool

26.07.2019

Edelstahl lässt sich durch Schleifmittel mit Multibindung deutlich effizienter und kühler bearbeiten.

Edelstahl lässt sich durch Schleifmittel mit Multibindung deutlich effizienter und kühler bearbeiten.Die zusätzliche Schicht verhindert Anlauffarben und erhöht die Oberflächenqualität.

Es passiert nicht nur Hobbyheimwerkern. Ein unachtsamer Augenblick beim manuellen Schliff, eine falsche Einstellung des Schleifroboters und schon ist es geschehen – das Werkstück aus Edelstahl schimmert in bunten Farbtönen. „Anlauffarben sehen bisweilen ganz nett aus, wenn keine einheitliche Oberfläche gefordert ist. Aber sie haben einen entscheidenden Nachteil: An diesen Stellen rostet die Oberfläche bei Feuchtigkeit sofort“, sagt Karl-Heinz Koch, stellvertretender Teamleiter im Labor des Stammwerks von Klingspor in Haiger. Anlauffarben entstehen durch erhöhte Bearbeitungstemperaturen – wenn das Schleifen zu lange oder mit zu hohem Druck erfolgt. Bei dieser Interkristallinen Korrosion, wie der unerwünschte Prozess fachlich korrekt heißt, verbindet sich das Chrom durch das Erwärmen mit dem Kohlenstoff. Darum schützt das Chrom in diesem Bereich nicht mehr vor Korrosion. „Üblicherweise geschieht dies bei Temperaturen um die 200 Grad“, weiß Wolfgang Kaiser, Leiter der Abteilung Testfeld & Service in Haiger. Um zeitraubende Nachbehandlungen des Edelstahls zu vermeiden, ist es wichtig, darunter zu bleiben. Die Lösung für einen „kühlen Schliff: Schleifmittel mit Multibindung. Sie kommen auch für hochlegierte Stähle zum Einsatz.

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Vor allem wenn eine einheitliche Oberfläche gefordert ist, sind Anlauffarben ein echtes Problem.

Langsamere Verglasung

„Die Multibindung befindet sich in vielen unserer Produkte, jedoch ist den wenigsten Anwendern bekannt, welchen Effekt sie hat. Sie ist eine zusätzliche Beschichtung. Setzt man die Werkzeuge ein, zersetzt sich die Schicht während des Schleifprozesses und sorgt durch verschiedene, gleichzeitig ablaufende Prozesse für einen kühlen Schliff“, verrät Koch. Dass dies die Gefahr von Anlauffarben deutlich reduziert, ist aber nicht der einzige Vorteil der Multibindung. „Aufgrund dieser Vorgänge haftet der Edelstahl weniger an den Kornspitzen des Schleifmittels, das somit messbar langsamer verglast“, erklärt Kaiser den Hintergrund. Dadurch erhöhen sich im Vergleich zu herkömmlichen Schleifmitteln auch die Abtragleistung und die Standzeit.

Ständige Weiterentwicklung

„Je größer die Fläche, die der Anwender schleift, desto stärker ist die Temperaturentwicklung. Hier macht sich das Mehr an Abschliffleistung bemerkbar und bezahlt“, so Kaiser. In unzähligen Tests vergleichen er und sein Team Produkte mit und ohne Multibindung direkt miteinander. Dazu gehören auch – wie bei allen Produkten von Klingspor – Prüfverfahren auf unterschiedlichen Werkzeugen mit verschiedenen Leistungsstärkungen und mit unterschiedlichen Betriebsspannungen. „Die Entwicklung ist nie beendet“, bekräftigt Koch. Obwohl Multibindungen bereits seit fast 30 Jahren zum Einsatz kommen, entwickelt und testet Klingspor stetig neue Produkte mit neuen Rohstoffen und optimierten Dosierungen. Denn auch die Anforderungen der Kunden verändern sich ständig, je nach Anwendungsgebiet und Schleifmethode. „Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass Roboter diese Aufgaben bewältigen und quasi mit Gefühl arbeiten“, nennt Kaiser ein Beispiel.

Baenderproduktion 1

Die Multibindung wird als zusätzliche Schicht auf den Schleifmitteln angebracht. Sie zersetzt sich während des Schleifprozesses und sorgt so für einen kühlen Schliff.

Bander Nahaufnahme Dickenmessung

Ziemlich abgedreht

Multibindungsprodukte werden hin und wieder auch zweckentfremdet. „Uns hat vor einiger Zeit die Nachricht aus Portugal erreicht, dass dort Kunden riesige Schiffsschrauben aus Bronze mit den eigentlich für Edelstahl bestimmten Schleifmitteln bearbeiten“, erzählt Karl-Heinz Koch, stellvertretender Teamleiter im Labor von Klingspor in Haiger. Mit selbst für Profis wie Wolfgang Kaiser, Leiter der Abteilung Testfeld & Service, erstaunlichen Ergebnissen: „Natürlich testen wir auch die Wirkung bei anderen Materialien. Bei normalem Stahl beispielsweise ist der Nutzen der Multibindung kaum messbar. Daher war es für uns spannend festzustellen, dass sie bei Bronze einen anderen Effekt hat“. So bietet die Multibindung in diesem konkreten Anwendungsfall einen Mehrwert, jedoch nicht den bekannten. „Bronze hat ein wenig die Eigenschaft zu kleben. Im Gegensatz zu Standardschleifscheiben, die sich dann schnell zusetzen, hat die Multibindung hier wie ein Trennmittel gewirkt und das Verkleben reduziert.“

Tipp 1:

Setzen Sie Schleifwerkzeuge nie zuerst auf Normalstahl und anschließend auf Edelstahl ein!

Tipp 2:

Entfernen Sie Schleifstäube unbedingt gründlich von allen Flächen.

Tipp 3:

Schützen Sie Edelstahloberflächen immer vor glühenden Funkenfontänen!

Schleifbänder

Das Band ist ein Top-Produkt für die Bearbeitung von temperaturempfindlichen Formteilen und passt sich sehr gute an Radien und Konturen an.

Durch selbstschärfendes Zirkonkorund weist das CS 409 Y ein sehr aggressives Schleifverhalten auf.

Das Schleifband mit Gewebeunterlage für Edelstahl ist in den Körnungsbereichen 40, 60, 80, 100, 120, 150 und 180 erhältlich. 

Das CS 631 XF bietet durch das keramische Korn den Vorteil eines kontinuierlich aggressiven Schleifverhaltens mit hoher Standzeit.

Das flexible Hochleistungsschleifband sorgt mit einem selbstschärfenden Keramikkorn für hohe Standzeiten und einen klaren Schliff.

Das Hochleistungsschleifband für den Edelstahlflächenschliff verglast nicht beim Schleifen von Titan und hochlegierten Stählen.

Das Spezialprodukt bietet hohe Prozesssicherheit bei Roboteranwendungen oder Schleifen am freien Band durch eine reißfeste Mischgewebeunterlage.

Die Schleifhülse glänzt durch stabiles Gewebe mit Rückseitenverstärkung und hochwertiges Zirkonkorund.

Fiberscheiben

Die selbstschärfende Fiberscheibe CS570 arbeitet mit hoher Aggressivität und ist auch für die Aluminiumbearbeitung geeignet.

Ebenfalls selbstschärfend und hochaggressiv überzeugt die FS 966 ACT mit einer hohen Standzeit speziell bei schweren Anwendungen

Schleifmopteller

Der SMT 636 steht für eine hohe Zerspanleistung und ist sowohl für die Bearbeitung von Kanten und Flächen geeignet.

Selbst bei geringem Kraftaufwand ist das Schleifverhalten aggressiv, die Kantenstabilität gleichzeitig hoch.

Mop

Hochwertige Schleiflamellen in fächerförmig radialer Anordnung, fest verankert in einem Harzkern im Zentrum des Moprads, sorgen für optimale Anpassung an das Werkstück.